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Immobilienwissen

Auswirkungen des Corona Virus auf den Immobilienmarkt

Der Virus hat das Gesundheitssystem, das soziale Leben, die Wirtschaft und die Aktienkurse fest im Griff. Angesichts fallender Börsenkurse stellt sich natürlich schnell die Frage: Wirkt sich der neuartige Coronavirus auch auf die Immobilienpreise aus?

Immobilienpreise

Zum aktuellen Zeitpunkt kann man Entwarnung geben. Nein, auf die Preise hat der Virus bislang keine konkreten Auswirkungen. Wohl aber auf die Immobilienbranche: Immobilienmesse werden abgesagt oder verschoben und Makler nehmen von Massenbesichtigungen Abstand. Die Preise auf dem deutschen Immobilienmarkt steigen weiter. Mittlerweile fällt der Anstieg aber nicht mehr so hoch aus wie noch vor zwei oder drei Jahren. Käufer und Investoren seien nicht mehr bereit, jeden Preis zu bezahlen, nur um überhaupt an eine Immobilie zu kommen.

Kurzfriste Auswirkungen

  • Am frühesten und nach jetzigem Stand der Dinge auch am stärksten betroffen ist der Hotelsektor. Die Auslastungsquoten sind vor allem an Messestandorten deutlich rückläufig und angesichts der in den meisten Bundesländern erlassenen Verbote von Veranstaltungen ab einer gewissen Teilnehmerzahl erscheint eine baldige Erholung unwahrscheinlich. Da manche Veranstaltungen lediglich verschoben werden, ist sicherlich nach überstandener Corona-Krise mit einem gewissen Nachholeffekt zu rechnen. Trotzdem sind selbst bei „mildem“ Verlauf erhebliche Umsatzeinbußen und ohne staatliche Unterstützung auch Insolvenzen zu erwarten.
  • Selbiges gilt für den Einzelhandel, vor allem in touristischen Lagen. Ebenfalls starke Umsatzeinbußen dürften Geschäfte und gastronomische Einrichtungen in Bahnhöfen und Flughäfen verzeichnen.
  • Auch Veranstaltungsräume dürften bereits eine geringere Auslastung aufweisen. Mit einem existenzbedrohenden Ausmaß kann aber erst bei deutlich steigender Zahl der Infizierten und einem länger anhaltenden Pandemieverlauf gerechnet werden.
  • Die Immobilieneigentümer spüren die oben beschriebenen Entwicklungen im Falle umsatzgebundener Mieten bzw. Pachten unmittelbar. Darüber hinaus kann mit Mietreduzierungs- beziehungsweise Stundungsgesuchen besonders betroffener Nutzer gerechnet werden.
  • An den Vermietungsmärkten werden Anmietungsentscheidungen wegen der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung sowie bestehender Reisebeschränkungen teilweise vertagt. Messbar niederschlagen wird sich das aber wohl erst in den Umsatzzahlen für das 2. Quartal.
  • Auch am Investmentmarkt dürften sich Transaktionen aufgrund eventueller Reisebeschränkungen der Vertragspartner sowie erhöhter Unsicherheit verzögern. Die Anleiherenditen und Zinsen sind gesunken, wodurch Immobilien nochmals an relativer Attraktivität gewonnen haben. Aber mit kurzfristigen Immobilienverkäufen ist wohl nicht zu rechnen. Vielmehr dürften die Investoren zunächst abwarten, wie sich die Märkte in den kommenden Monaten entwickeln.

Langfristige Auswirkungen

Die Corona-Krise könnte Folgen weit über ihr Ende hinaus haben – wann auch immer sie überstanden sein wird. Bereits jetzt beeinflusst sie das Verhalten von Menschen und je länger sie das tut, desto wahrscheinlicher werden aus diesen Verhaltensweisen Gewohnheiten, die die Pandemie überdauern. Zum Beispel könnte der Wandel der Digitalisierung beschleunigt werden. Viele der digitalen Technologien haben die Menschen in die Lage versetzt, Interaktionen online durchzuführen, die davor nicht ohne menschlichen Kontakt auskamen. Zumindest erhöht es den Anreiz, auf menschlichen Kontakt zugunsten der Online-Interaktion zu verzichten.
Insofern könnte das Coronavirus als Digitalisierungsbeschleuniger wirken und auch an den Immobilienmärkten Prozesse geradezu „vorspulen“, die bislang langsam abliefen. Hierzu zählt zum Beispiel die Umsatzverschiebung vom stationären zum digitalen Einzelhandel. Schneller als bislang zu erwarten war, könnte der Flächenbedarf stationärer Einzelhändler sinken. An alternativen Nutzungen wird es nicht mangeln – daran dürfte auch Corona nichts ändern. Jedenfalls beschert uns die Corona-Krise das womöglich umfangreichste Home-Office-Experiment der Geschichte. Nun könnte es sein, dass sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber dieses Experiment anschließend für gescheitert erklären. Für wahrscheinlicher halten wir es aber, dass damit durchaus auch (überraschend) positive Erfahrungen gesammelt werden. Da sich zugleich jedoch die wenigsten Wohnungen als ideale Arbeitsumgebung erweisen dürften, rücken wohnortnahe Flexible Workspaces noch stärker in den Fokus. In diesem Zuge gewinnen Videokonferenzen vermutlich stark an Bedeutung. Zusammen mit Online-Shopping, E-Learning, E-Gaming und so weiter treibt dies den Datenverkehr in neue Höhen und könnte Rechenzentren auf die Landkarte institutioneller Investoren katapultieren.
Während die Corona-Krise die Zeit wahrscheinlich in vielen Bereichen vorspult, könnte sie sie in anderen Bereichen aber auch zurückspulen. Schon jetzt hat sie offengelegt, wie anfällig die weltweiten Lieferketten sind, wenn sie von einem einzigen Land – in diesem Fall China – abhängig sind. Die Corona-Krise könnte dazu führen, dass wieder mehr Produktionskapazitäten in Deutschland angesiedelt werden oder/und dass die Lagerflächenbedarf stark steigen werden – nicht nur hierzulande.